Aktuelles - Commerce für die Industrie 2020 - Gastbeitrag Andreas Jamm (DE) | BOLDLY GO INDUSTRIES, die Innovations- und Technologieberatung

Im E-Commerce dreht sich alles um den Endkunden und seine Bedürfnisse.

Social and physical distancing, wie aktuell ausgelöst durch die COVID-19-Pandemie, beschleunigt unweigerlich den Konsum und die Bedarfsbefriedigung über Distanz. Die Digitalisierung von Beschaffungsprozessen - sei es im B2C als auch im B2B Bereich - bekommt durch die unerwartete Krise einen wichtigeren Stellenwert als bisher. In der Industrie 4.0 stehen intelligente Maschinen im Vordergrund. 

Genauso, wie sich die Industrie durch neue Technologien weiterentwickelt hat, haben neue Technologien sowie die Konzentration auf die Kundenbedürfnisse den digitalen Handel beeinflusst. In der Folge sind neue Commerce-Praktiken und -Trends entstanden, die nicht allein auf den Endkundenmarkt ausgerichtet sind, sondern auch relevant für die Industrie sind.

Daten und Algorithmen im digitalen Handel

Einkaufsmöglichkeiten über das Internet - egal an welchem Ort und zu welcher Zeit - hat die Art und Weise, wie wir einkaufen und auch die globale Handelslandschaft stark verändert. Während die Digitalisierung in der Industrie die Produktivität und Effizienz zu steigern vermochte, sind es Faktoren, wie Bequemlichkeit, Verfügbarkeit und Transparenz, die den Kunden zunehmend zur E-Commerce Nutzung bewegen.

Um die Kundenbedürfnisse rechtzeitig zu erkennen, mit den Kunden besser zu kommunizieren, ihm zugeschnittene Angebote zu unterbreiten, um ihn noch besser zum Konsum zu bewegen, sammeln E-Commerce Händler mehr und mehr Daten. Algorithmen geben ihnen Sinn. Mit den gewonnenen Erkenntnissen sollen begeisternde Kundenerlebnisse geschaffen werden, die zum Kauf verführen.

Ausflug in die Commerce-Trends

Betrachtet man die in den Fachmedien diskutierten Commerce-Trends kann man drei Stoßrichtungen, aber auch Überschneidungen der Zielszenarien erkennen. Die Trends gehen eindeutig Richtung Kundenzentrierung, zur Nutzung von Daten und zu technologischen Innovationen, die sogar den Menschen als Beschaffer weitestgehend ausschließen.

Headless Commerce verspricht beispielsweise den Kunden überall zu erreichen. Der aus dem Webshop bekannte Buy-Button ist immer da, wo sich der Kunde aufhält - in der physischen und virtuellen Welt. Webshop-Anbieter und Dienstleister arbeiten an Lösungen für diese zukünftigen Herausforderungen, denn sie befürchten, dass der klassische Webshop, so wie wir ihn heute kennen, schon bald keine Relevanz mehr haben wird. Unter dem Begriff Connected Commerce versteht man wiederum ein unterbrechungsfreies Einkaufserlebnis über alle Touchpoints eines Kunden (Seamless Customer Experience) sowohl online als auch stationär ist.

Während der Begriff Headless Commerce für die Buy-Button-Präsenz am individuellen Customer Journey steht, läuten die Commerce-Experten mit den Begriffen Commerce 4.0 und Cognitive Commerce mit Big Data und künstlicher Intelligenz die Zukunft des digitalen Handels ein. Ihr Ziel ist es Kundenbedürfnisse auf Basis von Kunden- und ihrer Verhaltensdaten vorrauschschauend zu befriedigen.

IoT Commerce in der Industrie

Nicht nur durch die immens steigende Anzahl an Smart Devices im Consumer Bereich ist diese Stoßrichtung interessant. Auch in der Industrie steigt die Anzahl an IoT-fähiger-Geräten und -Anwendungen auf ein neues Niveau. Laut einer Studie von Gartner wächst die Anzahl vernetzter Maschinen und Systeme bis 2021 weltweit auf rund 25 Milliarden.

IoT Commerce wird durch diese digitale Vernetzung von Maschinen getrieben und ist als Ergebnis die vollautomatisierte, intelligente digitale Beschaffung. Denn schon jetzt machen es Sensoren möglich, dass Maschinen miteinander sprechen und ihre Zustands- und Produktionsinformationen zur Analyse und Auswertung übermitteln. Ausfallzeiten können so vorhergesehen, die Instandhaltung optimiert und Kosten eingespart werden, die Lieferkette wird transparent und die Güte und Qualität von Produkten ist überprüfbar – in Echtzeit – sogar über die Tore der Fabriken hinaus.

Smart Services ermöglichen es Vorhersagen über den Maschinenzustand in einer Produktion vorzunehmen und notwendige Instandhaltungsmaßnahmen auszulösen. Diese Maßnahmen können beispielsweise das automatisierte Rufen eines Servicetechnikers sein oder aber auch das automatisierte Bestellen von Ersatzteilen.

Chance ergreifen und Vorteile nutzen  

Nach elektronischen Produktkatalogen, B2B-Webshops oder B2B-Portalen können IoT-gestützte Commerce-Plattformen in Zukunft eine wichtige Rolle einnehmen. Erste industrielle IoT Commerce Apps, die auf Basis des Maschinenzustands frühzeitig automatisierte Bestellungen von Ersatzteilen oder Beauftragungen von Reparaturen vornehmen, existieren bereits. Gerade für Maschinenbauer und deren Peripherie stellt IoT Commerce eine große Chance dar. Denn im Ergebnis werden vertriebliche und administrative Kosten reduziert sowie die Kundenbindung durch Lock-in Effekte intensiviert. Auch wenn sich eine Investition in eine derartige Commerce-Innovation nicht sofort amortisiert, ist man für die digitale Zukunft gerüstet und wird seinen Umsatz stabilisieren oder im Idealfall steigern - auch in Krisenzeiten.

Denn die Corona-Krise hat uns gezeigt, dass Beschaffungsprozesse teilweise manuelle Brüche durch menschliche Teil-Prozesschritte beinhalten und durch den Lockdown teils zum Erliegen gekommen sind. Bei einer nahtlosen End-to-End Commerce-Integration würden somit wichtige Beschaffungen vollkommen automatisiert erfolgen und sichergestellt werden.

Über den Autoren Andreas Jamm

Andreas Jamm ist der Kopf der Innovations- und Technologieberatung BOLDLY GO INDUSTRIES. Nach seinem Studium der Informatik und mehrjähriger Erfahrung in einer internationalen Managementberatung, gründete er eine IT-Beratung, die sich auf Portallösungen spezialisiert hat. Er erkannte frühzeitig die Potentiale, die in den Bereichen Industrie 4.0, Industrial Internet of Things und Digitale Transformation liegen. Dementsprechend transformierte er auch sein eigenes Unternehmen, welches seit 2015 in den neuen Geschäftsfeldern erfolgreich tätig ist.

Mit mehr als 20 Jahren Beratungserfahrung in unterschiedlichen Industrien ist er nunmehr Impulsgeber und Innovator für Kunden und Partner zugleich. Andreas Jamm startet die Disruptive Champions Initiative, die Unternehmen inspirieren und ermutigen will disruptive Wege in die digitale Zukunft zu gehen. Er leitet zudem die unabhängige Fokus- und Anwendergruppe IIoT & I40 im Gutenberge Digital und fungiert als Ratgeber für Politik und Wirtschaft. Als begehrter Speaker ist er auf Fachveranstaltungen und Kongressen anzutreffen und wird als Experte häufig von Fachmedien oder als Interviewpartner angefragt. Sein persönliches Anliegen ist es, Menschen und Organisationen zu befähigen, die digitalen Herausforderungen in der Zukunft erfolgreich zu meistern.